Nach dem Roman von Max Frisch

„Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen“ – so beschreibt Walter Faber in einem klaren Satz sich und seine Welt. Und dann, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, begegnet er dem Unvorhersehbaren, das seine Welt, seine Gefühle und seinen Verstand verwirrt: Durch eine Kette von Zufällen begegnet er der jungen Sabeth. Ausgerechnet sie, die ihn an seine Jugendliebe Hanna erinnert, wird zu seinem Schicksal. Er verliebt sich und beginnt mit ihr eine Reise durch Europa. Er ahnt, was er nicht wissen will: dass sie seine Tochter ist. Doch dann stirbt Sabeth und ihr überraschender Tod erschüttert Fabers Weltbild. Er scheitert an der Unberechenbarkeit des Lebens, das ihn mit seiner Schuld und mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert.

Die Theater-Lindenhof-Inszenierung hält sich dicht an den Originaltext und konzentriert sich auf die Innenwelt Fabers, in die der Zufall, das Unvorhergesehene eindringt. Rückblickend erzählt Walter Faber (Sebastian Schäfer) die Chronologie der Ereignisse. Durch die Stimmen der anderen Figuren (Reinhard Froboess, Kathrin Kestler), die ihn entlarven, sein verfehltes Leben aufdecken und ihn unbarmherzig durch die letzten Monate seines Lebens treiben, wird die Diskrepanz zwischen Fabers Selbstsicht und der Wirklichkeit dem Zuschauer vor Augen geführt. Diesem Erkenntnisprozess haften – aller Tragik zum Trotz – zuweilen auch sehr komische Züge an. Die inneren Stimmen lassen den Techniker schließlich verstummen und führen den Menschen Walter Faber zur Annahme seines Schicksals.

Es spielen: Reinhard Froboess, Kathrin Kestler, Sebastian Schäfer
Regie: Christof Küster
Bühne und Kostüme: Maria Martinez Peña